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ISSN: 1869-6880
13. Jg. 1/2023: Schlusswort
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Über IZPP / About IZPP

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Inhaltliche Ausrichtung der Zeitschrift
Angesichts fortschreitender Veränderungen wissenschaftlicher und soziokultureller Umgebungsfaktoren versteht sich die Zeitschrift als interdisziplinäres Forum zur Synopsis geisteswissenschaftlicher und psychosomatischer Konzepte und Theorien. Da solches interdisziplinäres Denken in der praktischen therapeutischen Arbeit am Menschen eine besondere Zuspitzung findet, wird in der Zeitschrift die Relevanz philosophischer Haltungen für die praktische psychotherapeutische Arbeit bzw. umgekehrt die Bedeutung alltäglicher psychotherapeutischer Erfahrungen für die Philosophie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Dazu gehört die Erörterung von Entwicklungen in angrenzenden Fachgebieten, sofern sie für Philosophie, Psychosomatik und Psychotherapie von Bedeutung sind. Es finden Aspekte Erwähnung, die sich etwa aus den Entwicklungen in den Natur- bzw. Neurowissenschaften für beide Fachgebiete zwangsläufig ergeben. Damit steht die Zeitschrift nicht nur für Manuskripte zur reinen Theorie- und Konzeptentwicklung zur Verfügung, sondern gerade auch für solche Arbeiten, in denen Möglichkeiten zum Brückenschlag von Theorie zur Praxis und umgekehrt ausgelotet werden können.

Erscheinungsweise
Die IZPP erscheint regulär 2x jährlich, wobei in jeder Ausgabe neben Arbeiten zu einem Themenschwerpunkt auch allgemeine Beiträge aus den Grenzgebieten von Philosophie, Psychosomatik und Psychotherapie veröffentlicht werden. Daneben werden bedarfsweise einzelne Sonderhefte herausgegeben, in denen Kongressberichte gesammelt werden können oder zusätzliche aktuelle thematische Schwerpunkte im Vordergrund stehen.

Theoretischer Hintergrund
Ärztliches und therapeutisches Handeln findet vor dem Hintergrund historisch entwickelter Einstellungen und Haltungen sowie der jeweils vorherrschenden Menschenbilder statt. Schon in der Antike sind die wechselseitigen Beziehungen zwischen philosophischen Haltungen und medizinischen Erfahrungen diskutiert worden. Dabei fand allerdings meist keine scharfe Unterscheidung von seelischen und körperlichen Aspekten des Menschen statt, sondern Körper und Seele wurden eher als Aspekte menschlicher Existenz verstanden.

Mit dem Fortschreiten naturwissenschaftlicher Erkenntnis wurden spätestens seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert viele integrative Ansätze aufgrund ihrer mythologischen oder religiösen Wurzeln in den Hintergrund gedrängt. Descartes’ Unterscheidung einer „res cogitans“ von einer „res extensa“ führte dann in ihrer Weiterentwicklung zu einer dualistischen Anschauung des Menschen, die in ihrer Tiefe bis heute nachwirkt. Zwar wurden auch weiterhin integrative Bemühungen etwa durch medizinisch ausgebildete Philosophen wie John Locke oder bei Baruch Spinoza in Form eher monistischer Vorstellungen eingebracht. Dennoch hat sich die Vorstellung einer vom Körper abzugrenzenden Seele in den abrahamitisch verwurzelten Kulturen des Abend- und Morgenlandes letztlich tief eingeprägt und dürfte auch heute noch eine starke Anziehungskraft ausüben.

Im 20. Jahrhundert bemühten sich demgegenüber psychosomatische Ansätze wieder vermehrt um eine Aufhebung des „Leib-Seele-Dualismus“ zugunsten der Integration verschiedener Perspektiven in einem medizinisch-therapeutischen Menschenbild. Hier trat in der Schnittmenge von Psychiatrie und Philosophie Karl Jaspers in den Vordergrund, während von eher medizinisch-psychosomatischer Seite die Arbeiten von Viktor v. Weizsäcker hervorzuheben sind. Auf philosophischer Seite wiederum versuchte etwa Hans Jonas, aus seinen bekannten verantwortungsethischen Haltungen heraus integrative Ansätze für die Medizin zu entwickeln. Wurden psychosomatische Fragestellungen dabei zunächst im Schnittpunkt philosophischer und medizinischer Anthropologie auch als Ergebnisse unglücklich gestalteter Lebensentwürfe verstanden, so sind die neuesten Weiterentwicklungen medizinischer und psychotherapeutischer Techniken zuletzt von einem eher naturwissenschaftlich geprägten Menschenbild beeinflusst worden, welches das „Psychische“ auf seine biologische Struktur, das Nervensystem, zurückführte. So erfolgte in der Reduktion auf das biologische Substrat eine (nur scheinbare) Integration des Psychischen und des Somatischen in der Biologie, wobei die geistigen, nämlich phänomenologischen und hermeneutischen Dimensionen des Psychischen in ihrer Bedeutung in den Hintergrund gerieten. Das Seelische wurde als Psyche mit dem zugrunde liegenden Substrat, dem Gehirn, gleichgesetzt. Dass das Seelische nicht Körper ist, sondern nur aber immerhin seine Funktion, verlor ebenso an Bedeutung wie die damit verbundenen philosophischen Fragestellungen.

Demgegenüber weisen die Ergebnisse einzelner Fachdisziplinen einschließlich der Neurowissenschaften heute wieder über die Grenzen des jeweils eigenen Gebietes hinaus auf Tätigkeitsfelder benachbarter Wissenschaften. Zudem begegnen wir in der therapeutischen Praxis immer häufiger Menschen mit individualisierten oder kulturfremden Lebensentwürfen, deren Kranksein unübersehbar von ihrer Sozialisation und jeweiligen Biographie geprägt ist. Die wissenschaftlichen Ansätze selbst stehen heute ebenso verstärkt unter dem Einfluss einer globalen Vernetzung und damit einer Differenzierung des Wissens. Dadurch wird interdisziplinäres Denken und Handeln auch oder gerade in der Psychosomatik und der Philosophie vor neue Herausforderungen gestellt.

Die Bedeutung philosophischer Fragen für das der Medizin zugrunde liegende Menschenbild wird schon in einer Besinnung auf die in den Begriffen transportierten Bedeutungen als moderner Symbolik deutlich. Der Terminus „Psyche“ selber kann dabei stellvertretend für die Frage stehen, wie der Bedeutungshof eines Begriffs von seelischen Vorgängen etwa mit der Exaktheit naturwissenschaftlicher Beschreibungen des Gehirns in Übereinstimmung zu bringen ist. Aber auch im Alltagsleben wird die Relevanz philosophischer Aspekte für das Fachgebiet der Psychosomatik und Psychotherapie deutlich. Aktuell stellen sich hier Fragen nach der Bedeutung der neuen virtuellen Erlebnisräume für Körper und Geist oder nach dem Umgang mit der erhöhten Mobilitätsbereitschaft der Menschen. Die traditionellen sozialen Bezugssysteme werden dadurch ja nicht nur geöffnet und erweitert, sondern verlieren auch an Bestimmtheit und Stabilität, wovon Psychisches und Somatisches nicht unbeeinflusst bleiben wird. Schließlich berühren unsere neurowissenschaftlichen Erkenntnisse die existentiellen Fragen des Menschseins: Was verstehen wir unter „freiem Willen“? Verdient das Ich ein Verständnis als „Subjekt“? Welche Berechtigung behalten spirituelle Bedürfnisse angesichts neurowissenschaftlicher Erkenntnisse? Welche Bedeutung haben sinnorientierte Lebensentwürfe in einer zunehmend technisch und materiell geprägten Kultur?
Angesichts dieser Fragen wächst innerhalb der Geisteswissenschaften die Bedeutung der Philosophie nicht nur als Wissenschaftsphilosophie oder Projektionsfläche für neu sich stellende Sinnfragen, sondern auch als Philosophie des Geistes und der lebendigen, eben auch körperlichen Identität als Mensch. Innerhalb der Medizin wiederum steht kaum ein anderes Fachgebiet dabei so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wie die Psychosomatik: Hier ist die Frage nach unseren Begriffen von „Körper“ und „Seele“ zentral für ein therapeutisches Handeln, in welchem natur- und geisteswissenschaftliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden müssen, um den Menschen in seiner leib-seelischen Integrität und seinen versuchten Lebensentwürfen wahrnehmen zu können.

Vor dem beschriebenen Hintergrund entstand das Vorhaben, ein freies Forum zur Publikation von solchen Manuskripten zu etablieren, die sich den Fragen offen und konfrontativ stellen und über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus die Bedeutung philosophischer Fragen für ein psychosomatisches Menschenbild reflektieren. Diese ideelle Ausrichtung wird durch das Bekenntnis zum „open-access“ entsprechend der Berliner Erklärung betont.

Bad Schwalbach und Mainz, 6. Mai 2009 – Wolfgang Eirund, Joachim Heil